Dustin Wollek sorgt als Hallensprecher des RSV für die richtige Stimmung
Der BVB hat Stadionsprecher Norbert Dickel, Werder Bremen Arndt Zeigler. Der Handball-Zweitligist ASV Hamm-Westfalen hat Hallensprecher Thomas Scharschmidt, beim RSV Altenbögge hält Dustin Wollek das Mikrofon. Eines ist allen gemeinsam. Sie sind Fans ihrer Mannschaft. Das ist wichtig, denn mit den eigenen Emotionen kitzeln sie die des Publikums.
Dustin Wollek ist erst 17 Jahre alt. Er wuchs aber mit dem Handballgen im Blut auf – sein Vater ist schließlich RSVTorwart und B-Jugendtrainer Thomas Wollek. Selbst gespielt hat er in der Jugend des HC Heeren bis zur „sechsten, siebten Klasse, dann war das Knie kaputt.“ Mit Bandage wollte der Kreisläufer nicht antreten. Dustin Wollek fühlte sich zu unbeweglich.
In Heeren entdeckte der Bönener aber sein Entertainertalent. Vater Thomas stand dort im Landesligator. Dustin Wollek gab eine Saison den Diskjockey. Nichts Neues: „Das hab ich so seit 2012 schon auf Partys gemacht.“ Neu war allerdings die große Kulisse. „Da hab ich mich noch nicht getraut, auch vor Publikum zu sprechen“, erzählt er.
Die Scheu verlor Dustin Wollek recht schnell. In Altenbögge machte er zunächst auch nur die Musik an der Seite von Karsten Schilling. „Dann war Karsten nicht da und ich hab mir gesagt: Na gut, mach ich mal.“ Bevor es losging, sei er schon nervös gewesen, zitterte nach eigenen Angaben sogar ein wenig. „Aber nach ein paar Minuten war das gegessen.“
2016 übernahm Dustin Wollek den Anheizerposten für die Oberliga-C-Junioren mit Bruder Marvin im Tor. Am Mikro wurde er immer selbstbewusster. Die Stimme ist fest, die Betonung akzentuiert. Die Aussage bringt Wollek auf den Punkt wie bei den professionellen Kollegen. Die Botschaft ist meist kurz und prägnant: „Für die roten Teufel: Andre Brandt“ leitet der Hallensprecher zum Beispiel ein. Es folgt: „Heute fährt die 18 bis nach Istanbul“, passend zur Rückennummer des wurfgewaltigen Rückraumschützen. Julis „Die perfekte Welle“ begleitet gern gesehene Gegenstoßtore „Geckert, Weber, Tor“, fasst Wollek den Spielzug zusammen. Er suche das natürlich bewusst aus, um Pointen zu setzen. „Das ist tatsächlich meine Stimme“, muss Dustin Wollek dem fragenden Publikum oft bestätigen. Die Sprüche selbst entstünden spontan, situationsbezogen.
Harte Rocksongs wie „Thunderstorm“ von AC/DC oder Partykracher setzt der 17-Jährige ein, um einzuheizen, Spieler wie Publikum zu pushen. „Wir haben in der Halle eine super PA, da geht viel Bass auf den Körper“, schwärmt er. Bei der Songauswahl stellt er sich aufs Publikum ein. Die aktuelle B-Jugend kenne natürlich andere Lieder als die Senioren.
Wollek übernimmt auch viele weitere Aufgaben
Power in der Stimme sei auch extrem wichtig bei der persönlichen Ansprache der Fans und der Spieler. „Ich fieber natürlich auch mit, muss tatsächlich manchmal sogar wegschauen“, sagt der RSVFan Dustin Wollek. „Aber das muss sich doch in Grenzen halten, es muss ja noch was Klares rauskommen.“
Der Bönener schätzt das Umfeld im Verein. „Wo gibt es in unserer Liga schon einen Kiosk, den Grill vor der Halle und einen Hallensprecher?“, fragt er. Inzwischen ist er so verwoben in der Infrastruktur, dass er zahlreiche Marketingaufgaben übernommen hat. Dustin Wollek gestaltet Plakate, Werbebanner und Eintrittskarten für die Altenbögger. Der Kreative betreut auch die Webpräsenz des Vereins. Und er sorgt für die Darstellung in sozialen Medien. Das kommt alles nicht von ungefähr. Nach einem Praktikum 2015 bei Westpress in Hamm macht Dustin Wollek jetzt dort eine Ausbildung zum Mediengestalter.
Die Deutsche VolleyballBundesliga bietet sogar ein so genanntes Kompetenzteam mit Kursen für Hallensprecher an. Damit soll die Attraktivität dieser Randsportart gestärkt werden. Die ist im Handball durch das schnelle, aktionsreiche Spiel mit vielen Toren allerdings an sich schon gegeben. Dustin Wolleks Aufgabe ist die, die Stimmung unter den Fans auf der Tribüne am Kochen zu halten, den Heißhunger der Spieler auf Tore zu steigern. Die hören es natürlich gerne, persönlich in den Mittelpunkt gestellt zu werden.
Ein Bericht von Markus Liesegang (Westfälischer Anzeiger)